Das war eine Affenhitze. Die Sonne brannte erbarmungslos auf
Coyote City, einen neu eröffneten Stadtteil von Metzingen. Auf dem Stadtschild
stand: „Coyote City - 40 37 Seelen und jede Menge Rinder“. Kein Ort
für friedliebende Farmer, so viel war klar. Doch der ein oder andere furchtlose
Schoschone und ein paar von den glorreichen 7 ließen sich schon am Horizont
erspähen. Denn genau das war sie: eine Stadt für furchtlose „Schoschonen“, die
„glorreichen 7“, das „Krasse Pferd“, oder die „Wilde Horde“!
Sieben pro Stamm, bzw. Bande trafen am Montag in Coyote City
ein, alles steckbrieflich gesuchte Halunken und Draufgänger. Die Bandenführer und
Häuptlinge hatten schon die Unterkünfte vorbereitet. So konnte direkt am ersten
Abend ein Erkundungs-Ausflug durch die Metzinger Weinberge gemacht werden,
natürlich bei Neumond, so dass uns keiner entdecken konnte!
In den darauf folgenden Tagen konnten wir uns so richtig auf
Wild-West-Art austoben. Ein allgemeines Western-Trainingslager, die Herstellung
eines eigenen Totems für jeden Stamm und auch körperliche Ertüchtigung beim
Völkerballspiel waren Teil davon. An intellektueller Fortbildung fehlte es uns ebensowenig.
Wer war eigentlich Gideon? Und warum wählte Gott ausgerechnet ihn aus? Kann man
mit 300 Israeliten eine Überzahl an Feinden besiegen? Die Antworten fanden wir
in der Bibel, im Buch Richter, Kapitel 6 und 7. Auch die Geschichte von Ruth,
der Moabiterin schauten wir uns genau an. Denn im Gegensatz zu Gideon zog sie
nicht in den Krieg, sondern sorgte treu und pflichtbewusst für ihre
Schwiegermutter, so wie Gott es wollte.
So gut vorbereitet, wagten wir uns an immer größere
Abenteuer heran. Ein
paar trauten sich sogar, eine Nacht in der Savanne auf dem
Grasberg zu übernachten. Abenteuer pur, sag ich euch! Unter dir nur der
Schlafsack, der dich von der Erde trennt. Und über dir der Sternenhimmel als
dein Dach.
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Für die Wärme sorgt nur das Lagerfeuer. Belohnt wurde dieser
Heldenmut mit einem kurzen aber kräftigen Regen- schauer um 6 Uhr morgens. Gerade
rechtzeitig zum Aufstehen, wer freut sich da nicht?
Ein anderes Highlight war mit Sicher- heit unsere Reise mit dem
Stahlross nach Reutlingen. So etwas Spannen- des… vielleicht auch etwas zu
spannend. Den Rückweg sind wir lieber zu Fuß gegangen. Man sollte nicht zu viel
auf diesen Fortschritt geben! Dampflok… Mobiltelefon… pah! Es geht doch nichts
über ein gutes, selbst gemachtes Stockbrot am Lagerfeuer!
Gerade als es besser nicht werden konnte in Coyote City,
überkam uns die Botschaft, die jeder Stadt den Garaus macht. Alle steckten in
den Vorbereitungen für das große Fest. Die einen bestickten ihre
Indianer- Kleidung mit Perlen und Pailetten, andere ölten ihre Colts oder
schmink- ten sich mit Festtags-Bemalung (wie Kriegsbemalung, nur festlicher). Da
ging die Botschaft durch das Lager… GOLD… es wurde Gold gefunden.

Und man kann es sich schon denken: Am nächsten Tag brachen
sie alle auf. Die Suche nach dem Gold hat eine weitere Geisterstadt
hinterlassen. Am einen Tag noch feiern sie gemeinsam den Sieger der
Western-Olympiade, am anderen Tag ziehen sie weiter, um ihr großes Glück zu
machen.
So läuft das im Wilden Westen. Aufstieg und Fall einer
Metropole in nur 10 Tagen. Doch wenn Sie mich fragen würden: „War’s das wert?“
Dann muss ich sagen: „Ja. Das war’s wert!“ |